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12 Tipps für mehr Ertrag im Garten

Viele Selbstversorger stehen vor demselben Problem: Sie möchten mehr Ertrag erwirtschaften aber haben nur eine begrenzte Fläche zur Verfügung. Hier habe ich 12 Tipps für dich zusammengefasst, wie du mehr Obst und Gemüse in deinem Garten erntest.

Tipp 1: Pflanzdichte anpassen

Die Pflanzdichte kann je nach Kultur sehr große Auswirkungen auf den Ertrag haben. Zuallererst unterscheide ich zwischen mehr Ertrag/Fläche und mehr Ertrag/Samen. Während die Landwirte besonders den ökonomischen Aspekt im Auge haben und auch auf den Ertrag pro Samen achten, ist die Menge an Saatgut im Selbstversorger-Garten oftmals im Überschuss vorhanden und selten genau kalkuliert. Interessant ist hier also nur der Ertrag pro Fläche. Die Saatdichte und damit die Pflanzdichte kann aber nicht einfach ohne negative Folgen erhöht werden, denn Pflanzen kämpfen um die verfügbaren Ressourcen (Sonne und Nährstoffe) und da diese endlich sind, verringert sich mit zunehmender Pflanzendichte das Nährstoffangebot pro Pflanze und der Ertrag pro Pflanze sinkt. Die optimale Pflanzdichte liegt also irgendwo in der Mitte.

Darüber hinaus hängt die optimale Pflanzendichte noch von vielen weiteren Faktoren ab und kann sich von Region zu Region unterscheiden. Ein guter Anhaltspunkt ist die Beschreibung auf den Verpackungen, aber diese sind nicht immer perfekt. Beispielsweise beträgt die optimale Pflanzdichte für Mais auf deutschen Äckern 6-12 Pflanzen/m2, bei guter Wasserversorgung tendenziell mehr. Die Pflanzdichte auf den Verpackungen schwankt meist im unteren Bereich zwischen 6 und 8 Pflanzen/m2. Bei einer geschätzten Keimrate von 90% und einer gesicherten Wasserversorgung macht es meiner Meinung nach Sinn die Samendichte über die empfohlene Dichte hinaus zu erhöhen. Allgemein empfehle ich die Pflanzdichte generell etwas höher anzusetzen als vom Hersteller empfohlen.

Abhängigkeit des Ertrages von Soyabohnen von der Pflanzdichte.1

Tipp 2: Nährstoffversorgung sichern

Von Nichts kommt Nichts! Wie soll die Pflanze leckere Früchte mit gesunden Inhaltsstoffen herstellen, wenn der Boden nichts hergibt? Stickstoff, Kalium und Phosphor erscheinen nicht aus dem nichts, sondern müssen ausreichend im Boden vorhanden sein. Eine unzureichende Nährstoffversorgung hat teils dramatische Auswirkungen auf den Ertrag. Selbst auf den sehr guten Äckern in Deutschland halbiert sich der Ertrag ohne zusätzliche NPK-Düngung. Deshalb ist das meine Nummer 1 Priorität, wenn es darum geht die Erträge zu optimieren.

Seinen Garten kann der Selbstversorger mit so ziemlich allem düngen. Kompost, Kunstdünger aus dem Baumarkt, Mist, Hornspäne/-mehl, Kalk, Asche und viele mehr sind möglich. Eine zentrale Rolle spielt der Kompost. Er bringt die wertvollen Nährstoffe, die in den Pflanzen- und Essensresten stecken, wieder in eine Form, in der sie für die Pflanzen zugänglich ist. Prinzipiell landet alles aus meinem Garten auf dem Kompost: Essensreste (bis auf Fleisch, da es Ratten anlockt), Heckenschnitt, Rasenschnitt, Unkraut, Asche, Kohle und Holzreste.

Jährliche Entwicklung des Ertrages in Abhängigkeit zur Düngung des Bodens. U = ohne Düngung; N = 40 Kg Stickstoff/Hektar; P = 24 Kg Phosphor/Hektar;
K = 75 Kg Kalium/Hektar; St I = 12 t Hofdünger/Hektar.2

Tipp 3: Breite der Wege reduzieren

Sollte dein Gemüsegarten so groß sein, dass du jede Menge Wege brauchst, um an dein Gemüse zu kommen, lohnt es sich die Breite der Wege zu reduzieren. Am Ende reicht je nach benachbarter Kultur eine Breite von 20-30 cm aus, manchmal sind sogar einzelne Tritte zwischen den Pflanzen ausreichend. Wege zwischen sehr platzeinnehmenden Kulturen wie Kartoffeln und Mais sollten dementsprechend breiter sein.

Ein (zu) breiter Weg zwischen Erbsen (links) und Saubohnen (rechts).

Tipp 4: Auf Fruchtfolgen achten

Jede Kultur beansprucht den Boden auf unterschiedliche Weise. Mais zieht sehr viel Stickstoff aus dem Boden, während Bohnen den Boden mit Stickstoff anreichern. Der jährliche Positionswechsel der Kulturen sorgt für eine gleichmäßige Belastung der Böden. Diesen Effekt nutzen fast alle Landwirte in Deutschland aus um ihre Äcker fruchtbar zu halten. Im kleinen Selbstversorger-Garten muss der Fruchtwechsel zwar nicht auf die Goldwaage gelegt werden, aber es schadet nicht die Position der Kulturen im nächsten Jahr leicht zu verändern.

Tipp 5: Mit Vorfrüchten arbeiten

Einige Kulturen haben einen recht kurzen Vegetationszyklus und lassen sich deshalb gut als Vorfrucht einsetzen. Ein Beispiel ist der Anbau von Salat und Spinat von März bis Mai im Gewächshaus. Diese sind Mitte Mai spätestens erntereif und machen dann Platz für Paprika, Tomate und Gurke. So wird eine Fläche übers Jahr verteilt von 2 Kulturen genutzt und so der Anbauzeitraum in die Länge gezogen. Ein weiteres Beispiel wäre die Kombination aus früh gesäten Erbsen mit spät gesätem Grünkohl. Im März gesäte Erbsen werden im Juni und Juli geerntet und machen dann Platz für Grünkohl, welcher bereits zuhause oder im Gewächshaus vorgezogen wurde. Dieser wächst dann bis in den Winter hinein, da er frostfest ist. Allerdings sollte aufgrund der doppelten Belastung des Bodens immer auf eine erhöhte Zufuhr von Nährstoffen geachtet werden.

Gerade geernteter Spinat als Vorfrucht im Gewächshaus.

Tipp 6: Vertikal gärtnern

Ein limitierender Faktor ist die Sonne. Indem du deinen Garten nicht horizontal, sondern vertikal vergrößerst, kannst du extra Platz gewinnen. Das würde ich allerdings nur auf der Nordseite deines Gartens machen, da die Pflanzen sonst einen Schatten auf die restlichen Pflanzen werfen könnten und du so am Ende nichts gewinnst. Hier sind drei Ideen für dich:

  • Rankbohnen oder Kürbisse eine Hecke oder Wand hochwachsen lassen (mit Rankhilfen)
  • Eine Art Regal mit mehreren Ebenen aufstellen, in denen z.B. Kräuter wachsen
  • Hochwüchsige Kulturen an der Nordseite anbauen (Mais, Sonnenblumen)
Feuerbohnen ranken an einem abgesägten Telefonmast hoch.
Solche und ähnliche Lösungen sind z.B. auf Amazon unter dem Stickwort „vertikale Pflangtöpfe/Garten/Wandgefäße“ zu finden.

Tipp 7: Auf Schädlinge achten

Schnecken, Fliegen, Raupen, Käfer und mehr tummeln sich in jedem Garten. Sie verursachen teilweise starke Schäden. Als Folge sterben deine Pflanzen entweder ab oder die Früchte sind ungenießbar. Wenn deine Pflanzen im Frühjahr noch klein und schwach sind kann der Schaden besonders dramatisch sein. Es lohnt sich deshalb doppelt und dreifach die Schneckenplage wirksam zu bekämpfen. Dafür stapfe ich an einem feuchten Abend durch den Garten und sammel die Kollegen einfach ab und lasse sie weit entfernt wieder frei oder zücke die Gartenschere und beende es auf die harte Tour. Letzteres aber nur bei der spanischen Wegschnecke, da viele andere Schnecken unter Naturschutz stehen und meist kaum Schaden anrichten.

Spanische Wegschnecke.

Tipp 8: Zeitpunkt der Aussaat beachten

Der Zeitpunkt ist nicht universell für alle Gärten der DACH-Region gleich. Je nach lokalem Klima und Wetter kann sich der Zeitpunkt unterscheiden. Wichtig ist es vor allem die Eisheiligen im Mai zu beachten. Die Eisheiligen markieren den Zeitpunkt im Jahr, ab dem es extrem unwahrscheinlich ist, dass es in der Nacht noch einmal friert. Ab diesem Zeitpunkt können also auch frostempfindliche Pflanzen wie Tomaten und Kürbis ausgepflanzt werden.

Bei direkt ins Beet gesäten Kulturen solltest du darauf achten, dass das Unkraut keinen gravierenden Vorsprung hat. Das heißt, kurz nach der Bodenbearbeitung im März aussehen, oder vor der Aussaat kurz mit dem Rechen über die Oberfläche gehen, um bereits gekeimtes Unkraut zu entwurzeln. Weniger Konkurrenz um die limitierten Ressourcen bedeutet kräftigere Pflanzen und mehr Ertrag.

Tipp 9: Rechtzeitig ernten

Der richtige Zeitpunkt für die Ernte ist manchmal nur ein schmales Fenster. Einige Prominente Beispiele sind:

  1. Buschbohnen werden schnell faserig im Geschmack, wenn sie zu spät geerntet werden.
  2. Kartoffeln fangen bei feuchtem Boden schneller an zu schimmeln oder Schädlinge fressen sich in die Knollen hinein.
  3. Einige Kohlsorten wie Weißkohl und Rotkohl schimmeln gerne mal im Oktober
  4. Zucchini verlieren ab einer bestimmten Größe (15-25 cm) an Geschmack.

Tipp 10: Heimische Kulturen bevorzugen

Konzentriere dich auf den Anbau von Kulturen, die in unserem Klima heimisch sind. Dazu gehören diverse Kohlsorten, Kartoffeln, Zwiebeln, Salate, Beeten, Erbsen, Bohnen und Mais. Die Liste lässt sich mit Hilfe eines Gewächshauses um Tomaten, Paprika, Salatgurke und Aubergine erweitern. Diese Kulturen mögen es extra warm und benötigen die erhöhten Durchschnittstemperaturen von Gewächshäusern für eine ertragreiche Ernte.

Von ausgefallenen Kulturen wie Kichererbsen, Ingwer, Zimt oder Melonen würde ich die Finger lassen. Zum Ausprobieren sind sie sicher interessant, aber das Risiko einer Missernte ist zu groß. So gut wie unmöglich ist auch der Anbau von mehrjährigen Kulturen (Obst), die keine Temperaturen unter 0 °C vertragen. Dazu zählen Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen aber auch Feigen, Oliven und einige Kiwi-Sorten.

Frostfeste Obstsorten, die sich für den eigenen Garten eignen sind z.B. Apfel, Birne, Sauer/Süß-Kirsche, Mirabellen, Pflaume, Brombeere, Heidelbeere, Johannesbeere und Himbeere.

Tipp 11: Mischkulturen

Unter bestimmten Umständen kann es Sinn machen Mischkulturen (additive Design + mixed intercropping) zu verwenden. Über Mischkulturen um Selbstversorger-Garten habe ich einen ausführlichen Artikel geschrieben. Wenn du, nachdem du den Artikel gelesen hast dennoch Mischkulturen in deinem Garten einführen möchtest, dann habe ich in diesem Artikel zusammengefasst, auf was du achten solltest.

Beispiel von Mischkulturen im Garten.

Tipp 12: Mehr Fläche schaffen

Die einfachste Lösung für mehr Ertrag im eigenen Garten ist neue Beetflächen zu schaffen. Die meisten Selbstversorger widmen dem Gemüseanbau nur einen Teil ihres Gartens, der andere Teil, meist sogar der größere, ist mit Rasen bepflanzt. Die möglichen Ertragsteigerungen, die durch ein Umwandeln des Rasens in Beete möglich ist, übersteigt vermutliche jede andere hier vorgestellte Methode. Deshalb ermutige ich jeden Gartenbesitzer zu mehr Anbaufläche und weniger Rasen. Es mag optisch die meiste Zeit des Jahres nicht so ansehnlich sein, aber die Belohnung im Sommer und Herbst ist umso größer. Zusätzlich winkt jede Menge Respekt und Neid vom Nachbarn 😉

Vom Rasen Zum Acker.

Literatur

[1] Sobko, O.; Hartung, J.; Zikeli, S.; Claupein, W.; Gruber, S. Plant Soil Environ. 2019, 65, 594–601.

[2] Schmidt, L.; Warnstorff, K.; Leinweber, P; Lange, H.; Merbach, W. J. Plant Nutr. Soil Sc. 2000, 163, 639-648.

1 Kommentar zu „12 Tipps für mehr Ertrag im Garten“

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